Noch nie waren unsere menschlichen Fähigkeiten so wichtig wie heute. Angesichts globaler Krisen reicht es nicht mehr, nur Wissen in eine Richtung zu vermitteln. Bildung muss mehr leisten: Sie soll zum Reflektieren und Denken anregen, zur Diskussion herausfordern und Mut machen, die Welt aktiv mitzugestalten.
Genau hier setzt Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) an: Sie vermittelt keine Patentlösungen, sondern die Fähigkeiten, Fragen zu stellen, Widersprüche auszuhalten und neue Wege zu gehen. Systematisch, vorausschauend und miteinander.
BNE und die 17 Ziele: Lernen für die Transformation
Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) sind ein gemeinsamer Fahrplan für eine gerechte, widerstandsfähige und nachhaltige Welt. Doch ihr Erreichen hängt nicht nur von technologischen Innovationen oder politischen Reformen ab – es braucht auch Bildung. BNE betont interdisziplinäres Lernen, den Dialog mit unterschiedlichen Akteuren und die Verknüpfung von Theorie mit realen Herausforderungen. Sie fordert gemeinsames Arbeiten, Kreativität und transformative Kompetenzen, die es Lernenden ermöglichen, die SDGs aktiv mitzugestalten.
Ko-Kreation als Leitprinzip
Angesichts wachsender gesellschaftlicher Herausforderungen ist die gemeinsame Gestaltung von Bildungsinhalten unerlässlich. Um die komplexen Probleme unserer Zeit zu bewältigen, brauchen wir transdisziplinäre und partizipative Ko-Kreationsprozesse, die Stimmen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft einbeziehen. Wenn Studierende, Forschende und Praktiker*innen Lehrpläne gemeinsam gestalten, wird Lernen nicht abstrakt, sondern tief in realen Kontexten verankert.
Kollaboratives E-Learning für nachhaltiges Landmanagement in Afrika
Was passiert, wenn Forschung nicht im stillen Kämmerlein bleibt, sondern gemeinsam weitergedacht und für die Praxis aufbereitet wird? Genau das zeigt ein E-Learning-Zertifikat, das vom Internationalen Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE), der University of Environment and Sustainable Development (UENR) in Ghana und dem Forum for Agricultural Research in Africa (FARA) entwickelt und umgesetzt wird. Der Kurs ist Teil des vom BMFTR geförderten Projekts INTERFACES.
Das Besondere: Die Inhalte stammen direkt aus aktuellen Forschungsprojekten – und wurden von afrikanischen und europäischen Wissenschaftler*innen gemeinsam in Lernmodule übersetzt. Themen wie Land Governance, Pastoralismus, Gender, Klimaresilienz oder Innovation werden nicht abstrakt vermittelt, sondern praxisnah vermittelt und so innerhalb der lokalen Gegebenheiten verankert. Zugleich eröffnet der Kurs einen Raum für eine internationale Zusammenarbeit und kritische Reflexion.
Auf dem Weg in eine transformative Zukunft
Die Verbindung von digitaler Bildung, inter- und transdisziplinärer Forschung und internationaler Kooperation zeigt, wie Hochschulen direkt zu den SDGs beitragen können. Das Zertifikat stärkt Kompetenzen in Bereichen, in denen nachhaltiges Landmanagement eine entscheidende Rolle für Ernährungssicherheit, Klimaresilienz und inklusive Entwicklung spielt.
Am Ende steht eine einfache Überzeugung: Bildung ist nicht Vorbereitung auf die Zukunft – sie ist die Zukunft. Durch ko-kreative, partizipative Lernerfahrungen werden Studierende und Forschende gleichermaßen befähigt, selbst zu Gestalter*innen der Transformation zu werden.
Was heißt das eigentlich für uns alle?
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist kein Thema, das erst an der Hochschule anfängt. Im Gegenteil: Sie sollte schon im Kindergarten eine Rolle spielen – und uns dann ein Leben lang begleiten. Ob in der Schule, der Ausbildung, im Ehrenamt oder einfach im Alltag – es geht darum, wie wir denken, handeln und miteinander umgehen.
Beispiele für BNE können sein: In der Kita summt’s dank Wildblumen-Ecke und Mini-Unterschlupf, in der Schule wird der Speiseplan zum Klimatest mit CO₂-Check, Mensa-Co-Design und weniger Food Waste, und draußen begrünen „Walkshops“ (Workshop-Spaziergänge) die Stadt. An der Hochschule wird der Campus zum Living Lab – Energie-Dashboard, Blau-Grün-Flächen, Lastenrad – ein Green Campus, der Lernen in Handeln übersetzt. Es sind diverse Formate möglich, für Klein bis Groß und zum Mitmachen.
BNE hilft uns, Zusammenhänge zu erkennen, kritisch zu fragen und ins Gespräch zu kommen: über unsere Werte, unsere Entscheidungen und darüber, wie wir Zukunft gestalten wollen. Und das betrifft uns alle – als Lernende, Lehrende, Eltern, Kolleg*innen oder einfach als Menschen, die sich für eine faire und nachhaltige Welt interessieren.
Wenn wir früh damit anfangen, stärken wir nicht nur Wissen, sondern auch Zuversicht. Und genau die brauchen wir, um Veränderungen gemeinsam anzugehen.
Ein Beitrag von Silvia Berenice Fischer
Internationales Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE) der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS)
Ihr wollt wissen, was genau mit BNE möglich gemacht werden kann? Dann schaut hier vorbei.
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Klimaschutz, fairer Handel, Flucht und Migration sind Themen, die uns alle angehen. Unser Lebensstil und unsere Art zu wirtschaften haben unmittelbare, globale Folgen. Daher haben sich die Vereinten Nationen (UN) 2015 zusammengetan und die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) ins Leben gerufen. Damit sollen Zivilbevölkerung, politische und wirtschaftliche Akteure zu nachhaltigem Handeln motiviert werden.
Die Bildungskampagne #17Ziele verknüpft die Kernbotschaften der Nachhaltigkeitsziele mit der Alltagswelt der Deutschen Zivilbevölkerung und inspiriert durch optimistische und positive Kommunikation zu sozialem, ökologischem und ökonomischen Engagement und Handeln.